In diesem Beitrag werde ich darüber schreiben, warum Nachhilfe bei manchen Schülern nicht zum Erfolg führt, wie wichtig ein gesundes Selbstwertgefühl für das Lernen ist und was Eltern tun können, um das Selbstwertgefühl ihres Kindes zu fördern.
Zu Beginn beziehe ich mich auf die zwei Begriffe „Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl“ und gehe auf deren Unterschiede ein. Desweiteren erkläre ich kurz, wie es zu „Verhaltensauffälligkeiten“ bei Kindern kommen kann.
Das Selbstvertrauen bezieht sich darauf, etwas gut zu können. Beispielsweise gut Klavier oder Fussball zu spielen. Selbstvertrauen kann durch Üben verstärkt werden. Also, wenn ich viel Klavier spiele werde ich immer besser darin. Genauso ist es, wenn ich Fussball spiele. Mein Selbstvertrauen steigt.
Wenn ein Kind in der Schule feststellt, dass es gut in Mathe ist, wird es in diesem Fach Selbstvertrauen erlangen und auch dementsprechend sicher an Mathe Aufgaben herangehen. Meistens werden die Kinder dann gelobt. Das Lob bezieht sich jedoch auf deren erbrachte Leistung. Kinder können ein großes Selbstvertrauen besitzen und dennoch sehr wenig Selbstwertgefühl. Manche Menschen bringen Höchstleistungen in ihrer Sportart, Weltmeister im Skisprung und sind dennoch depressiv.
Sie sind es gewohnt sich über ihre Leistung zu definieren und anerkannt zu werden und nicht darüber wie sie „sind“. Selbstwertgefühl sagt etwas darüber aus, wie erlebtes bewertet wird, vor allem Niederlagen.
Ein Beispiel.
- Jemand mit gutem Selbstwertgefühl möchte Gitarre spielen lernen. Er nimmt eine Unterrichtsstunde und stellt fest, dass es ihm richtig schwer fällt oder es gelingt ihm überhaupt nicht. Da er ein gutes Selbstwertgefühl hat, nimmt er dies nicht so schwer und denkt: „Naja, in Gitarre bin ich jetzt nicht so gut. Suche ich mir lieber ein anderes Hobby“.
- Jemand mit schlechtem Selbstwertgefühl hingegen, wertet sich als Person ab, so in etwa: „Ich kann ja auch gar nichts, noch nicht mal Gitarre spielen. Klar, bin ich zu doof dafür…., ich bekomme auch gar nichts auf die Reihe..“In der Schule wird die Leistung des Kindes belohnt, dass heißt es steigert bestenfalls das Selbstvertrauen, nicht jedoch das Selbstwertgefühl.
Kinder denen es nicht oder nur teilweise gelingt, in der Schule die gewünschten Leistungen zu erbringen, haben häufig ein geringes Selbstwertgefühl. Oft beginnt hier die Abwärtsspirale. Kinder trauen sich immer weniger zu und ihr Selbstbild wird immer negativer. Dann kann es passieren, dass Kinder mit „Verhaltensauffälligkeiten“ reagieren. Dazu kann Stören des Unterrichts, verweigern der Hausaufgaben bis hin zur totalen Schulverweigerung gehören.
Das Verhalten eines Kindes sagt immer aus, wie es ihm geht. Deshalb ist es außerordentlich wichtig, das Verhalten ernst zu nehmen, statt es einfach nur „weg haben“ zu wollen. In Form von Belohnungen, Strafen oder diversen Punkteplänen. Diese Art der Reparatur schwächt das Selbstwertgefühls des Kindes nachhaltig. Da es mit seinen existenziellen Bedürfnissen und Gefühlen nicht gesehen und ernst genommen wird.
Teilweise beklagen sich Lehrer darüber, dass sie von den Kindern angelächelt werden, wenn sie diese zurecht weisen. „Ihr macht das gar nichts aus, sie lacht ja noch“. Dabei ist dies meistens ein verzweifelter Versuch des Kindes seine Integrität zu wahren und sich zu schützen. Das Selbstwertgefühl des Kindes wird nachhaltig geschwächt und spätestens jetzt wird deutlich, wie sinnlos es sein kann, Kinder in den Fächern zu fördern, die ihnen schwer fallen und das Selbstwertgefühls des Kindes außer Acht zu lassen.
Ein Kind, dass von sich keine gute Meinung hat und noch dazu von sich überzeugt ist, es sei dumm, wertlos und falsch, ist ganz und gar mit der eigenen Abwertung beschäftigt. Es ist nicht mehr in der Lage, Lernstoff aufzunehmen.
In diesem Fall ist Nachhilfe nur mit dem Symptom des Kindes beschäftigt und vollkommen blind für die existenzielle Ursache.
Tiefergehende Erforschung von Verhaltensauffälligkeiten der Kinder sind meist komplex,
da die gesamte Lebenswelt des Kindes betrachtet werden muss. Auch um die möglichen Gründe für das geringe Selbstwertgefühls des Kindes zu erfahren. Wie geht es ihm in seiner Familie und in der Schule? In welchen Beziehungen lebt das Kind, sind diese bsplsw. eher destruktiv geprägt?
Nach meiner Erfahrung mit Familien mit deren Kind Schwierigkeiten in der Schule hat, ist es wichtig eng mit den Eltern zusammen zu arbeiten. Es ist auch wichtig, zu wissen, inwieweit Eltern unter der Schulsituation leiden. Unter welchem Druck sie stehen und welche Ängste und Sorgensie haben. Da sich dies immer auf das Wohlergehen des Kindes auswirkt.
Aus diesem Grund arbeite ich sehr intensiv mit den Eltern zusammen. Oft wissen sie gar nicht wie viel Druck sie an ihr Kind weiter geben und wie sich das bei ihrem Kind auswirkt, dass bereits unter wenig Selbstwertgefühl leidet. Sobald sich Eltern wieder handlungsfähig erleben und wissen was sie konkret tun können, um ihr Kind zu unterstützen, geht es ihnen oft besser.
Statt fokussiert auf das Thema Schule zu sein und immer wieder zu scheitern, beginnt ihr Blick sich nach innen zu richten.
Wie geht es mir, was brauche ich, damit es mir besser geht und wie geht es meinem Kind? Ich unterstütze Eltern zu mehr Beziehungskompetenz zu gelangen, denn dadurch geht es der ganzen Familie besser.
Was sie als Eltern aktiv tun können um das Selbstwertgefühl ihres Kindes zu fördern statt es weiter zu schwächen?
Seien Sie loyal mit Ihrem Kind statt sich mit den Lehrern gegen Ihr Kind zu verbünden. Ihr Kind braucht Sie und Ihre Liebe. Gerade in so einer schwierigen Zeit.
Hören Sie auf Ihr Kind für schlechte Noten oder Lehrerbriefe zu bestrafen oder auszuschimpfen. Ihr Kind hat gute Gründe für sein Verhalten.
Kümmern Sie sich gut um sich, was brauchen Sie, damit es Ihnen gut geht. Ihr Kind ist für Ihr Wohlergehen nicht verantwortlich in dem es „gut“ in der Schule sein muss.
Falls Sie es Ihnen trotz aller Bemühungen nicht gelingt, ihre Situation und die Ihres Kindes zu verbessern scheuen Sie sich nicht davor sich beraten und unterstützen zu lassen.
- Tanja Göttmann -